Ein Urteil der Audiencia Nacional in Madrid verhinderte heute den 7. Streik im Fussball

14.5.2015

Kurz vor 15h am heutigen Nachmittag zahlte der Ligaverband LFP die im Urteil geforderte Sicherheitsleistung von 5m € in die Gerichtskasse ein, wie der staatliche Fernsehsender TVE vermeldete. Mit diesen 5m € sollen evtl. Verdienstausfälle der Profis gedeckt werden, falls in einer späteren Instanz doch noch der vom Verband RFEF und der Spielergewerkschaft AFE (Asociación de Futbolistas Españoles) doch noch für legal erklärt werden sollte.

In der Urteilsbegründung heisst es, dass im Falle eines Streiks der Verband nicht mehr seinen internationalen Verpflichtungen nachkommen könne, da ja auch Berufsfussballspieler ein Recht auf Urlaub haben. Ausserdem hiess es, dass es sich nicht um einen „sozialen“, sondern um einen, verbotenen, „politischen“ Streik handele, da er sich gegen ein Gesetz richtet.

Seit Wochen, ja Monaten tobt ein Machtkampf hinter den Kulissen zwischen der RFEF und der LFP und seinen jeweiligen Vorsitzenden Ángel María Villar (RFEF) und Javier Tebas (LFP); (In Kürze folgt hier ein Persönlichkeitsprofil dieser beiden Funktionäre). Tebas drohte bereits Mitte April mit Streik, falls das nun durchgesetzte Gesetz zur Verteilung der Fernsehgelder in Kraft träte (Real Decreto-Ley 5/2015). Vollständiges Dokument hier: http://www.boe.es/diario_boe/txt.php?id=BOE-A-2015-4780

Dieses Gesetz zur zentralen Vermarktung der TV-Rechte sieht folgende Verteilungsschlüssel vor:

Die Profivereine aus der Primera (PD) und Segunda División sollen sich fortan 92% der Einnahmen aus den Fernsehverträgen teilen (90% PD + 10 % Seg.). Ein Grossteil dieser Gelder sollen paritätisch aufgeteilt werden und der Rest nach der „sportlichen und sozialen Relevanz“ der Klubs. Es wird davon ausgegangen, dass die Einnahmen auf rd. 1,5 Mrd. € (Im Vergleich zu den bisher erzielten (geschätzten) 700-900m €) ansteigen sollen.

Die verbleibenden 8% des Kuchens sollen wie folgt aufgeteilt werden:

3,5% für die Vereine, die aus der Segunda División A absteigen, 1% an die LFP, 2% an den Verband RFEF (wenn die PD und die Copa del Rey gemeinsam verwertet werden) und 1,5% an die Starspieler und die Amateure (ab 2ª División B + Frauen) gehen.

Diese Regelung, die am 14.5.2015 vom spanischen Parlament mit 194 Stimmen für das Gesetz, bei einer Enthaltung und 114 nichtigen Stimmen in erster Lesung angenommen wurde, soll ab der Spielzeit 2016/17 in Kraft treten, obwohl auch die Möglichkeit besteht, dass dies bereits vorher geschen könnte.

Damit ist die RFEF nicht einverstanden und daraus resultierte die Idee zum Streik, der von der AFE mitgetragen wurde. Tebas skizzierte sein Verhältniss zur RFEF und v.a. zu dessen Präsidenten Villar als kritisch: „Eine Sache ist es, dass ich mit der RFEF rede und verhandele. Eine andere, dass ich nicht mit Villar spreche!“

Der Präsident der AFE, Luis Rubiales, besuchte mit anderen Vertretern der Spielergewerkschaft unter die Woche die Teams und liess in den Kabinen eine Urabstimmung stattfinden. Die Profis unterstützten mehrheitlich, aber eben nicht einheitlich, den Streik, wofür Rubiales den Druck der Vereine auf die Spieler verantwortlich machte.

Zum Abschluss noch ein Überblick der bisherigen Fussballstreiks, seitdem dieses arbeitsrechtliche Kampfmittel nach dem Tode Franco’s wieder erlaubt wurde:

4.3.1979

Die Profis fordern die Aufnahme in das Sozialversicherungssystem (Arbeitslosengeld + Rente), sowie die Abschaffung des Mindesalters von 23 Jahren, um in der 3ª División (damals gab es die Seg. B noch nicht; Anmerk. d. Verf.) zu spielen.

September 1981

Am 6.9.1981 fielen wegen des Streiks alle Spiele im Profifussball aus und eine Woche später, am 13.9., traten die Vereine „nur“ mit Juniorenteams an. Der Ausstand wurde beendet, nachdem die Schulden aus den Verträgen an die Akteure gezahlt wurden, als auch die Norm U-20 Spieler einsetzen zu müssen, abgeschafft wurde.

11.4.1982

Noch in derselben Saison verkündete die AFE einen neuen Streik, der allerdings kaum befolgt wurde. Am 16.4. einigte sich die AFE dann mit dem Profifussballausschuss (Comité de Fútbol Profesional)

September 1984

Im 3. Streik setzten die Vereine am 9.9. ausschlisslich Jugendspieler ein. Eine Woche darauf gab es überhaupt keinen Fussball, da der Einsatz der Junioren gerichtlich verboten wurde. Zwei Tage später erreichten die Spieler ihr Ziel, nämlich erneut die Zahlung fälliger Gehälter, sowie die Mitbeteilung bei den Verhandlungen über die Fernsehrechte.

Vor Saisonstart 1997/98

Die Spieler standen gegen die zunehmend Hohe Zahl ausländischer Profis im Zuge des Bosman-Urteils auf und erreichten eine Limitierung der einsetzbaren „Ausländer“ ab der Saison 2001/02.

November 1997

Diesmal streikten die Schiedsrichter, ob der harschen Kritiken gegen dieses Kollektiv und es wurden anstelle der Unparteiischen aus der PD und SD ausschliesslich Spielleiter aus der Seg. B eingesetzt (14. Spieltag, 30.11.1997).

März 2006

Erneut protestierten die Schiri’s. Diesmal wegen ausstehender Entschädigungen seites der RFEF, die diese dann umgehend auszahlte und die vorrübergehende Einstellung des Spielbetriebes verhinderte.

Geplante Streiks im Jahre 2010 und 2011/12 wurden nach Einigung wg. finanzieller Probleme, hauptsächlich in der Seg. B und 3ª División, wieder abgesetzt.

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